Mal­spiel (Arno Stern)

Was hier anders ist:

Im beson­ders gestal­te­ten Raum des Mal­spiels, im „Clos­lieu“ (= geschlos­se­ner Raum) ist es mög­lich, dass Erwach­sene und Kin­der sich weg davon bewe­gen, auf eine Fremd­be­wer­tung, eine Bewer­tung durch andere von aus­sen, ange­wie­sen zu sein. Ebenso ver-lernen sie/wir hier, sich / uns selbst zu be-werten!

Was tut der/die Malspiel-Dienende hier (Mal-Begleitung) für mich oder mein Kind? Wieso sollte ich Geld dafür aus­ge­ben, dass mein Kind hier schein­bar nichts NEUES dazulernt?

Viel­mehr ver-lernt Ihr Kind (oder Sie selbst) hier sogar etwas! Und was dann mög­lich ist, ist unbe­schreib­lich genussvoll.

Die Mal-Begleiterin kon­zen­triert sich v.a. dar­auf, ihm/uns alles abzu­neh­men, was dem freien (Mal-)Fluss, dem Spiel mit sei­nem natür­li­chen For­men­reich­tum im Weg steht. Die Mal­be­glei­te­rin dient ihm/uns in allem Prak­ti­schen, sie ist bemüht, stets kaum merk­lich bei uns zu sein, wenn wir sie brau­chen, sie sieht, was uns fehlt oder was als Nächs­tes ansteht. Wo Hemm­nisse auf­tau­chen, ermu­tigt sie durch ihre Gegen­wart und Wahr­neh­mung. Das fühlt sich sehr unge­wohnt für die Mal­spie­len­den an!

Die Hal­tung, die uns im Mal­spiel begeg­net, sieht so aus: weg vom Bewer­ten, hin zum Wahr­neh­men und in den Fluss der tief in uns ange­leg­ten For­men­welt; hin in den Aus­druck des­sen, wofür es keine Worte gibt, weil es ent­stand in einer Zeit, in der wir noch keine Spra­che hat­ten (im Vor­ge­burt­li­chen und in den ers­ten Lebens­jah­ren, und jetzt immer noch in unse­rem Unterbewussten).

Ein immen­ser Reich­tum an Bil­dern, For­men, Far­ben schlum­mert in uns allen. Das Tor zu die­sem Schatz kann sich meist nur in einem aktiv geschütz­ten, wert­freien Raum nach­hal­tig und lang­fris­tig öff­nen und offen gehal­ten wer­den. Die­sen Raum zu erschaf­fen und zu hal­ten, die Struk­tur anzu­bie­ten, die er braucht, um WIRKLICH WIRKSAM zu sein, cha­rak­te­ri­siert die so beson­dere und andere Art die­ses „Kurses“.

Das Mal­spiel ist KEIN Kunst-Kurs, in dem Sie malen oder zeich­nen ler­nen – tech­ni­sche Hilfe und Anwei­sung kann es den­noch geben, muss es sogar teil­weise geben, damit die hoch­wer­ti­gen Mate­ria­lien mit Acht­sam­keit benutzt wer­den kön­nen und die Ruhe ent­steht, um sich mit Hin­gabe in die eigene „Spur“ auf dem Papier zu vertiefen.

Im Mal­spiel lernt Ihr Kind/lernen wir, unsere EIGENE, LEBENDIGE SPUR wie­der­zu­fin­den. Wir VER-LERNEN hin­ge­gen die Hal­tun­gen und ste­reo­ty­pen Bil­der, die uns von außen vor-gemacht wur­den, die in unser Unter­be­wusst­sein hin­ein­dräng­ten und die spon­ta­nen, herr­lich unbe­fan­ge­nen und heil­sa­men Ur-Formen verdrängten.

Wir VER-LERNEN die Wert-Urteile über das, was aus uns her­aus kommt; wir ver-lernen Per­spek­tive, aka­de­mi­sches Malen und Zeich­nen, etc., Selbst-Beurteilungen und Fremd-Beurteilungen, die uns klein machen und uns zu glau­ben ver­an­las­sen, WIR seien doch nicht begabt und KÖNNTEN NICHT MALEN. Die uns das Gefühl geben, dass GENAU das, was für jedes kleine Kind das Natür­lichste der Welt ist, wenn es anfängt, sich einen Stift zu neh­men und zu krit­zeln, oder wenn es im Sand eine Spur zieht – sich aus­zu­drü­cken, los­zu­le­gen mit der natür­li­chen Spur, zu expe­ri­men­tie­ren, Wel­ten zu erschaf­fen – das genau die­ses herr­li­che Gefühl der Explo­ra­tion des Unbe­kann­ten für uns als Erwach­sene nicht mehr mög­lich sei. Ja, die­ses Gefühl des Malen-Müssens, etwas vor­wei­sen zu müs­sen – es berei­tet uns sogar das größte Unbe­ha­gen! Es erzeugt in uns die trau­rige Emp­fin­dung, nicht zu genü­gen, zu ver­sa­gen! Wer kennt die­ses Gefühl nicht?

Diese Wunde kann geheilt wer­den, indem wir „pro­ak­tiv“ etwas tun, was die schäd­li­chen Erfah­run­gen sozu­sa­gen „überschreibt“.

Es ist möglich!

Kom­men Sie dafür mög­lichst nicht nur ein­mal – ein Schnup­pern ist zwar mög­lich, kann aber eine so andere Hal­tung nicht adäquat ver­mit­teln. Um die­ses neue Bewusst­sein zu üben kann es not­wen­dig sein, mehr­fach hin­ter­ein­an­der in diese nicht all­täg­li­che Hal­tung und Welt einzutauchen.

Emp­foh­len wird die Teil­nahme über ein Jahr hin­weg, dann ent­fal­tet sich der ganze Reich­tum der inne­ren Bil­der und stärkt uns nach­hal­tig für unse­ren All­tag, für unser Leben, gleich ob es noch ganz vor uns liegt oder schon viel gelebt wurde!

Ich freue mich auf ein Kennenlernen.

 

Foto: copy­right I. Borucki, mit Arno Stern 2012

*1 siehe auch: Köh­ler, Hen­ning (ver­schie­dene Ver­öf­fent­li­chun­gen, Vorträge)

*2 siehe auch: Hüther, Gerald (ver­schie­dene Ver­öf­fent­li­chun­gen, Vor­träge sowie Filme)


Bei allem, was man dem Kind beibringt, hindert man es daran, es selbst zu entdecken.

Jean Piaget

Zur Website von Arno Stern: https://arnostern.com/de/

Link: Schönes Interview mit Arno Stern zum Malspiel: https://www.wireltern.ch/artikel/kinder-zeichnen-aus-purer-lust

Artikel über Arno Stern in der Erziehungskunst: >https://www.erziehungskunst.de/artikel/erziehungskuenstler/papier-und-pinsel-sind-die-absolute-freiheit/