Kunst-Traumatherapie

Den Glauben, dass uns kein Glück oder Unglück geschieht, dem wir nicht einen Sinn und eine Wendung ins wertvolle geben können, den habe ich heute wie immer und gebe ihn weder für mich noch für andere auf.
(Hermann Hesse)

In unseren Körpern (und Seelen) ist der Schrecken gespeichert – ob er aus Ereignissen stammt, die einmalig geschahen, oder – dann als Bindungs- oder Entwicklungstrauma – aus häufigen und andauernden Belastungen, die einzeln betrachtet nicht so schwerwiegend aussehen mögen. Nicht nur Vertreibung, Flust oder Krieg, Naturkatastrophen oder körperliche Erkrankungen oder Operationen, Nicht nur körperlicher oder seelischer Missbrauch, also Schicksalsschläge, sondern auch Ereignisse wie Trennung, Verlust nahestehender Menschen, Vernachlässigung, oder das mit ansehen müssen von Demütigungen, Misshandlungen jeglicher Art, Gewalt bis hin zum Quälen oder Tod von anderen kann eine Belastungsstörung oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen, ja sogar eine komplexe PTBS. 

Ob dieses geschieht oder nicht hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem der Resilienz, der Widerstandskraft der einzelnen Menschen.

Das kann im Beruf geschehen, als Kind im eigenen Zuhause oder anderswo. Erst seit wenigen Jahrzehnten wissen wir, dass Hilfe so früh wie möglich einsetzen sollte, um nicht zur Chronifizierung zu führen. Ressourcen sind in jedem Menschen angelegt und können wiederfgefunden werden, so dass wir zu jeder Zeit die „Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper“ (Bessel van der Kolk) heilen können. 

Mit dem Umsetzen von auf der „Inneren Bühne“, mithilfe der Imagination veränderter innerer Bilder in äußere Bilder werden wir peu à peu frei von den Belastungen. Z.B. Zeichnungen, Skulpturen, farbige Gestaltungen oder durch andere kreative Ausdrucksmittel und Gespräche ermöglichen es zu Abstand und Kraft zu gelangen. 

Um unsere komplexe innerseelische Welt verstehbarer zu machen, schauen wir uns die verschiedenen Zustände und Dinge und eingeprägten Verhaltensmuster an, als wären sie Teile von uns, Figuren auf einer Art innerer Bühne. D.h. nicht dass wir multiple Persönlichkeiten wären. Jeder Mensch kenn verschiedene Ich-Zustände oder Anteile, Ego-States genannt, – z.B. als Mutter, Liebhaber, Sohn, Kollegin, Freund, lebt andere Seiten in den unterschiedlichsten Rollen. 

Rilke sagte zu dem Prozess, den er auf künstlerischer Ebene vollzogen hat:

 

Man muss den Dingen, die eigene stille ungestörte Entwicklung lassen,

die tief von Innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,

alles ist austragen und dann gebären..

Reifen wie ein Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,

ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.

Er kommt doch!

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen, und versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben,

wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,

ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.

(Rainer Maria Rilke)

Und Rilke war überzeugt, dass er seine künstlerische Inspiration verlieren würde, wenn er weiter Psychotherapie machen würde! 

In der Trauma-Kunsttherapie verbinden wir beides miteinander….

Von der tibetischen Meditationslehrerin Pema Chödrön:

Unsere Brillianz, unser Saft, unser Pfeffer sind voll und ganz mit unserer Verrücktheit und unserer Verwirrung vermischt, und deshalb nützt es nichts, wenn wir versuchen, unsere sogenannten negativen Anteile loszuwerden, weil wir uns dabei auch unserer ureigenen Herrlichkeit entledigen.