In einem Bereich jedoch, in dem wir ganz mit unserem innersten Kern in Berührung kommen, in dem wir unser Intimstes und Innerstes hervorholen und ihm folgen – sprich, für den befreienden Fluss der natürlichen Malspur ist diese Haltung vernichtend! Hier ist es vielmehr notwendig, sich für Momente völlig von der Vernunft, vom Denken und Urteilen zu enthalten. Diese im Heranwachsen erworbene, notwendige Kompetenz zeitweilig wieder zu VER-LERNEN!
Ich erlebe es überall, vom Kindergartenkind bis zur Seniorin: fast jeder Mensch ist in seinem kreativen Ausdruck wenn nicht tief verwundet, so doch zumindest gehemmt. – Um diese Hemmung zu überwinden, um diese Wunde zu heilen, brauchen wir einen Bewusstseinswandel.
Und wir brauchen viele SPIEL-Räume, um das Gesundheitswesen, die Gesellschaft als Ganzes, zu entlasten! Denn die Folgen eines Lebens ohne die Möglichkeit – um es mal so zu formulieren – die Kompetenzen zu entwickeln, die sich in unserer rechten Gehirnhälfte spiegeln, sind bekannt. Schon Kinder können Schaden nehmen, wenn ihnen diese Räume fehlen: von Burnout, Zwängen, Ängsten, Depression, von jedweder Art von Störung auf seelischer und spiritueller Ebene, bis hin zu schon manifest gewordenen körperlichen Problemen oder Erkrankungen.
Es beginnt schon im Schulalter, wo immer mehr Kinder sich nicht mehr an unser rein leistungsorientiertes Schulsystem „anpassen“ können oder wollen (durch den Begriff Wollen wird oft impliziert, dass nur „Eigensinn“ die Kinder dazu veranlasst sich zu verweigern). Diese Kinder können somit gezwungen werden – um überhaupt beschulbar zu sein -, über lange Zeiträume, ja teils über ihre gesamte Kindheit hinweg, starke Medikamente zu nehmen (deren Neben- und dauerhafte Nachwirkungen noch nicht in ihrem vollen Ausmaß bekannt sind, obschon Untersuchungen den Schluss nahelegen, dass sie keineswegs ungefährlich für die Gesundheit derer sind, die uns am wertvollsten sind.) Oder – sie fallen heraus aus dem gesellschaftlich Akzeptierten und somit irgendwann auch aus dem sozialen Netz. Wer ist dafür verantwortlich? Sind es die Eltern, die Familien, die immer mehr unter Zeitdruck geraten sind? Können wir unsere Erziehungsaufgaben nicht mehr wahrnehmen? Wer diese Diskussion in der Öffentlichkeit verfolgt, hat sich vielleicht schon ein Urteil gebildet und sieht die Ursache wahlweise in der gesellschaftlichen Entwicklung der neuen Zeit, oder bei den Eltern und Familien, oder gar im Kind selbst, das eine Fehlentwicklung durchgemacht hat. Diese Diskussion will ich hier nicht vertiefen.
Was aber nicht nur dem aufmerksamen Beobachter auffällt ist, dass unser Schulwesen, das staatliche Bildungswesen, alle diejenigen Fächer und Aktivitäten vom Lehrplan her extrem einschränkt, die nicht direkt auf die Erzielung von Bildungsabschlüssen unserer hinwirken. Schließlich muss das „Lernergebnis“, der Wissensstand ja vergleichbar gemacht werden. Unberücksichtigt ist dabei, dass die Persönlichkeit des Heranwachsenden nicht ausschließlich wie ein leerer Behälter ist, der durch einen Trichter – oder Dateneinfütterung, einem Computer gleich – gefüllt wird und allein durch dieses Wissen, das Gelernte, gebildet wird. Hier kommt die Frage nach der Bildung der vollwertigen Persönlichkeit, nach der Mensch-werdung auf.
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