Mal­spiel (Arno Stern)

In einem Bereich jedoch, in dem wir ganz mit unse­rem inners­ten Kern in Berüh­rung kom­men, in dem wir unser Intims­tes und Inners­tes her­vor­ho­len und ihm fol­gen – sprich, für den befrei­en­den Fluss der natür­li­chen Mal­spur ist diese Hal­tung ver­nich­tend! Hier ist es viel­mehr not­wen­dig, sich für Momente völ­lig von der Ver­nunft, vom Den­ken und Urtei­len zu ent­hal­ten. Diese im Her­an­wach­sen erwor­bene, not­wen­dige Kom­pe­tenz zeit­wei­lig wie­der zu VER-LERNEN!

Ich erlebe es über­all, vom Kin­der­gar­ten­kind bis zur Senio­rin: fast jeder Mensch ist in sei­nem krea­ti­ven Aus­druck wenn nicht tief ver­wun­det, so doch zumin­dest gehemmt. – Um diese Hem­mung zu über­win­den, um diese Wunde zu hei­len, brau­chen wir einen Bewusst­seins­wan­del.

Und wir brau­chen viele SPIEL-Räume, um das Gesund­heits­we­sen, die Gesell­schaft als Gan­zes, zu ent­las­ten! Denn die Fol­gen eines Lebens ohne die Mög­lich­keit – um es mal so zu for­mu­lie­ren – die Kom­pe­ten­zen zu ent­wi­ckeln, die sich in unse­rer rech­ten Gehirn­hälfte spie­geln, sind bekannt. Schon Kin­der kön­nen Scha­den neh­men, wenn ihnen diese Räume feh­len: von Bur­nout, Zwän­gen, Ängs­ten, Depres­sion, von jed­we­der Art von Stö­rung auf see­li­scher und spi­ri­tu­el­ler Ebene, bis hin zu schon mani­fest gewor­de­nen kör­per­li­chen Pro­ble­men oder Erkrankungen.

Es beginnt schon im Schul­al­ter, wo immer mehr Kin­der sich nicht mehr an unser rein leis­tungs­ori­en­tier­tes Schul­sys­tem „anpas­sen“ kön­nen oder wol­len (durch den Begriff Wol­len wird oft impli­ziert, dass nur „Eigen­sinn“ die Kin­der dazu ver­an­lasst sich zu ver­wei­gern). Diese Kin­der kön­nen somit gezwun­gen wer­den – um über­haupt beschul­bar zu sein -, über lange Zeit­räume, ja teils über ihre gesamte Kind­heit hin­weg, starke Medi­ka­mente zu neh­men (deren Neben- und dau­er­hafte Nach­wir­kun­gen noch nicht in ihrem vol­len Aus­maß bekannt sind, obschon Unter­su­chun­gen den Schluss nahe­le­gen, dass sie kei­nes­wegs unge­fähr­lich für die Gesund­heit derer sind, die uns am wert­volls­ten sind.) Oder – sie fal­len her­aus aus dem gesell­schaft­lich Akzep­tier­ten und somit irgend­wann auch aus dem sozia­len Netz. Wer ist dafür ver­ant­wort­lich? Sind es die Eltern, die Fami­lien, die immer mehr unter Zeit­druck gera­ten sind? Kön­nen wir unsere Erzie­hungs­auf­ga­ben nicht mehr wahr­neh­men? Wer diese Dis­kus­sion in der Öffent­lich­keit ver­folgt, hat sich viel­leicht schon ein Urteil gebil­det und sieht die Ursa­che wahl­weise in der gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lung der neuen Zeit, oder bei den Eltern und Fami­lien, oder gar im Kind selbst, das eine Fehl­ent­wick­lung durch­ge­macht hat. Diese Dis­kus­sion will ich hier nicht vertiefen.

Was aber nicht nur dem auf­merk­sa­men Beob­ach­ter auf­fällt ist, dass unser Schul­we­sen, das staat­li­che Bil­dungs­we­sen, alle die­je­ni­gen Fächer und Akti­vi­tä­ten vom Lehr­plan her extrem ein­schränkt, die nicht direkt auf die Erzie­lung von Bil­dungs­ab­schlüs­sen unse­rer hin­wir­ken. Schließ­lich muss das „Lern­er­geb­nis“, der Wis­sens­stand ja ver­gleich­bar gemacht wer­den. Unbe­rück­sich­tigt ist dabei, dass die Per­sön­lich­keit des Her­an­wach­sen­den nicht aus­schließ­lich wie ein lee­rer Behäl­ter ist, der durch einen Trich­ter – oder Daten­ein­füt­te­rung, einem Com­pu­ter gleich – gefüllt wird und allein durch die­ses Wis­sen, das Gelernte, gebil­det wird. Hier kommt die Frage nach der Bil­dung der voll­wer­ti­gen Per­sön­lich­keit, nach der Mensch-werdung auf.

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