Nachhaltig Lernen tun wir alle nur da wirklich, wo wir er-leben, wo wir etwas dabei fühlen und nicht ausschließlich unseren Intellekt bewegen dürfen *2!
Es gibt nun jede Menge Schulfächer, wo es denkbar ist – und auch notwendig – eine Kombination aus Denken und Fühlen (und eigentlich auch der Benutzung des ganzen Körpers, also dem Handeln und Wollen), also jede Menge Eigenaktivität zu entfalten – z.B. die geisteswissenschaftlichen Fächer wie Deutsch, Philosophie, Sozialkunde, Religion, und die künstlerischen oder bewegungsorientierten Fächer sowieso. Es gibt ja z.B. die sogenannten „bewegten Klassenzimmer“ in den unteren Klassen, wo alles dies ineinanderwirken darf, oder Schulpraktika für höhere Klassen. Und – kaum fassbar, aber wahr, und doch immer noch Randerscheinungen – Schulen, wo Bauernhöfe angegliedert sind, wo Schüler ihr Lerntempo selbst mitbestimmen. Ich vergesse nie, dass ich als Schülerin in solchen Fächern jede Menge habe ERLEBEN, FÜHLEN dürfen, mit vielen meiner Facetten habe fantasieren können, auf eine belebende Art und Weise Grübeln, Vermuten, Erschließen, Erkennen können…. und dadurch neue Facetten, neue Welten erobert habe. Ja, die Vernetzung dieser meinen geistigen und emotionalen Fähigkeiten war sogar gefragt – so habe ich mich als Persönlichkeit auch in der Schule entwickelt und vergesse die Lehrer, die sich dazu zur Verfügung stellten, nie. Aber auch die naturwissenschaftlichen Fächer profitieren davon, wenn ihre Inhalte in einen größeren, breiteren, weiteren Zusammenhang gestellt wird und Schüler merken und spüren können, dass die Gesetze, die hier erforscht werden könnten, mit ihrem eigenen Leben etwas zu tun haben. Sprich, mit der Farbigkeit, Lebendigkeit und den anderen Fähigkeiten all seiner mindestens 5 Sinne und mit dem, was er hier auf der Welt erfahren und erleben kann.
Lernt ein Kind aber immer mehr nur im Hinblick auf Schulabschlüsse, wird diese so unvergleichlich wertvolle Erfahrung verkürzt. Wenn immer mehr abfragbare Ergebnisse und Textbausteine zählen, geht dem sich bilden wollenden Menschen etwas verloren.
Fragen Sie sich auch manchmal: wo ist denn mein Kind eigentlich noch wirklich Kind?
Ein sich immer breiter ausbildendes Therapie- und Förderangebot versucht die Lücken zu schließen, die durch einseitiges Lernen entstanden sind. Was nicht in eine „ganzheitliche“ Bildung (um einen vielstrapazierten Begriff zu verwenden, den ich dennoch für passend halte) an Fördermitteln investiert wurde, kommt hintenherum millionenfach an Ausgaben wieder auf jeden Steuerzahler zu.
Ich selbst begann meines Zeichens als Kunsttherapeutin auf dieser Ebene zu arbeiten, als „Feuerlöscher“ sozusagen. Ich stehe in und hinter dieser Arbeit
– mit dem Feuer meiner eigenen Intuition, sowie
– mit der Freudigkeit und Luftigkeit meiner Beweglichkeit und Vorstellungskraft, mit meiner Fähigkeit zu Imaginieren, bildhaft zu denken, aber auch
– mit dem nie versiegenden Wasser aus meiner eigenen Lebensquelle und meinem Einfühlungsvermögen, dem Mit-Fühlen, mit vielen Inspirationen, und nicht zuletzt
– mit dem Angebot von Struktur, von dem Boden, den uns die Erfahrung mittels unserer Sinne schafft, und mit meiner eigenen Erdung und allen meinen Sinnen. Das sind die Elemente, mit denen ich und viele andere in der Therapie wieder Boden schaffen.
Mit diesen Sinnen zu arbeiten: davon ist eine Facette das Malen und Zeichnen (sowie das Plastizieren, Musizieren, Tanzen, Dichten und Schreiben….). Kann ich all diese Sinne und ihre Fähigkeiten entwickeln, beginnt vieles Sinn zu machen, was sinnentleert erscheint, wenn ich nicht mit allen Sinnen anwesend sein kann. Ich kann meinen Weg ins Leben mit Kraft und Fantasie, Mut und Durchhaltevermögen gehen. Ein Ideal? Ja! Doch wieso sollte ich es aufgeben?
Jedes Kind ist ein Meer von Möglichkeiten und ist per se ein Idealist. Es hat einen gesunden und heilen Kern, der manchmal tief verschüttet sein kann. Diesen in der Therapie anzusprechen sehe ich als meine Aufgabe.
Mein Herz beginnt jedoch vor Aufregung zu beben angesichts jeder Möglichkeit, präventiv – „vorher kommend“ – tätig zu werden. Um bei Bedarf für die unausweichlichen Wunden, die das Leben schlägt, einen „Pool“ anzapfen zu können. Einen Quell an Erlebnissen der eigenen Lebenskraft und des Selbstausdrucks, des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten, und an Erfahrung von Gemeinschaft mit anderen sowie der Erfahrung, Unterstützung zu bekommen, wenn sie notwendig ist – und darum bitten zu können.
Es ist nicht nur das einzelne Kind gefährdet (die „Kindheit“ wurde vor nicht allzulanger Zeit überhaupt als solche „entdeckt“ und als solche in ihren Entwicklungsphasen nachempfunden und beschrieben) – was an sich schon dramatisch genug ist – vielmehr sind die Kindheitskräfte*1 an sich, die wir u.a. auch als LEBENSKRÄFTE charakterisieren könnten in ihrer Entfaltung bedroht – kaum dass sie in unserer Menschheitsgeschichte entdeckt worden sind!
Was geschieht denn nun aber im Malspiel, was anders ist als in anderen Kursen? Schließlich wird hier „nur“ gemalt, und es ist nichtmal so, dass die Kinder hier das Malen erst lernen würden und wir im Zuge dessen stolz auf sie sein könnten, weil sie ihre Bilder danach ausstellen und so – scheinbar – Selbstbewusstsein und Selbstwert entwickeln! Im Gegenteil – die Bilder bleiben im Malort und der Raum ist nur für die selbst Malenden zugänglich! In diese Schublade passt das Malspiel scheinbar nicht. Und doch kann Ihr Kind/Ihr inneres Kind hier etwas Unschätzbares gewinnen. Kann mein Kind nicht sowieso schon kritzeln und auf seine „unvollkommene“, kindliche Weise malen? Wieso sollte es hierher kommen, um das zu tun, was es bereits kann?
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