Warum Kunstterapie?

Daran erkenne ich den gelehrten Herren! 
Was Ihr nicht tastet, steht Euch Meilen fern!
Was Ihr nicht fasst, das fehlt Euch ganz und gar,
Was Ihr nicht rechnet, glaubt Ihr, sei nicht wahr,
Was Ihr nicht wägt, hat für Euch kein Gewicht,
Was Ihr nicht münzt, dass meint Ihr, gelte nicht!

Johann Wolfgang von Goethe

Die Welt der Far­ben und For­men kor­re­spon­diert mit der Welt unse­rer Emp­fin­dun­gen und Gefühle. Kunst­the­ra­peu­ti­sche Beglei­tung setzt auf einer sinn­li­chen, unmit­tel­ba­ren Ebene an und eröff­net uns die Bil­der­spra­che, die wir in uns tra­gen. Sie zeigt auch unse­ren der­zei­ti­gen kör­per­li­chen und kräf­te­mä­ßi­gen Zustand. Das ist der Ist-Zustand, von dem wir aus­ge­hen und einen Weg entwickeln.

Die Beglei­tung ist so etwas wie ein gemein­sa­mes „Spie­len“, bei dem immer wie­der inne­ge­hal­ten wird und wir zusam­men auf das schauen, was sich an Neuem, Uner­war­te­tem, aber auch an Alt­be­kann­tem zeigt. Darin liegt die Chance, „Mus­ter“ zu ver­wan­deln.

Bevor wir sie über­haupt den­ken kön­nen, kann sich in Bil­dern und Plas­ti­ken der Hin­weis auf die Lösung eines Pro­blems zei­gen, manch­mal sozu­sa­gen wie von selbst Lösun­gen von Pro­ble­men aus„sprechen“. Denn viele Res­sour­cen lie­gen noch im Unbe­wuss­ten verborgen. Far­ben und For­men haben eine unmit­tel­bare Wir­kung auf unsere Psy­che, die sogar bis ins Phy­sio­lo­gi­sche hin­ein reicht und die Selbst­hei­lungs­kräfte anre­gen kann. Kör­per­li­ches und See­li­sches sind eng ver­knüpft, und beide Ebe­nen wer­den über die Kunst­the­ra­pie erreicht, indem wir uns durch das gestal­te­ri­sche Tun auf der Ebene der vita­len Kräfte bewe­gen, die zwi­schen Seele und Kör­per ver­mit­teln. Hört sich das geheim­nis­voll an?

Und nicht zuletzt spielt auch unser individuelles Selbst eine große Rolle, welches im Idealfall der ‚Chef’ von Seele und Körper ist.

Wenn Sie mehr über Kunst­the­ra­pie erfah­ren wol­len, erklären Fachleute Hin­ter­gründe zur Kunst­the­ra­pie, in einem kur­zen Video auf der Seite des Dach­ver­ban­des für anthro­po­so­phi­sche Medi­zin, dem DAMID (https://www.damid.de/verstehen/therapien/kunsttherapie.html

Für die Wissenschaftler wird immer klarer: den größten Sprung in der Evolution machte der frühere Mensch nicht durch die Erfindung von Faustkeil und Rad – sondern durch die Malerei. 

National Geographic, Dezember 2014